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AUFSTIEGSFELLE

Skitouren Special

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Arten von Aufstiegsfellen und ihre Eigenschaften

Ohne Aufstiegsfelle wären wir bei Skitouren nicht in der Lage überhaupt in die Berge hochzukommen. Sie sind eine geniale Erfindung. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Seehundfelle benutzt, um auf der glatten Schneeoberfläche voranzukommen. Auch heutzutage werden noch Naturhaare der Angoraziege verwendet, aber zu einem großen Teil auch synthetisch hergestellte Materialien.

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Grundsätzliches zum Thema Fell

Felle werden für den Aufstieg unten an den Skiern befestigt. Sie ermöglichen ein Aufsteigen samt Skiern über den Schnee und verhindern ein abrutschen nach hinten. Sie besitzen auf der einen Seite eine Haftschicht, um sie auf dem Skibelag zu befestigen, sowie ein Gewebe aus gelegten Fasern mit einer Gleit- und einer Bremsrichtung. Vorne und Hinten werden sie mittels eines Spannsystems auf den Ski gespannt und bleiben damit genau dort wo sie bleiben sollen. Ein Steigfell sollte idealerweise folgende Eigenschaften haben:
- Möglichst guten Halt nach hinten
- Möglichst wenig Reibung beim Vorwärtsziehen
- Stabil an der Unterseite des Skibelags haften
- Sich möglichst leicht lösen lassen beim Abziehen
- Möglichst einfache Handhabung. Abziehen, Kleber an Kleber zusammenlegen, verstauen und bei der nächsten Verwendung möglichst einfach wieder auseinanderziehen lassen
- Bei allen Temperaturen funktionieren
- Dazu noch langlebig, pflegeleicht und Gewichtsparend sein

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Die Fellfläche

Die wesentlichen Unterschiede bei Steigfellen liegen zum einen an den Fasern, dem eigentlichen Fell. Hier gibt es 3 gängige Arten von Fellen:

Mohair:
Mohair ist ein Naturprodukt aus der Wolle der Angoraziege. Die Härchen dieser Ziege sind extrem dünn. Sie bieten beste Gleit- als auch Haftperformance. Zudem sind sie innen hohl und bleiben somit auch bei klirrender Kälte noch geschmeidig.
Vorteile:
- Enorm- und dauerhaft wasserabweisend
- Geringes Gewicht
- Sehr gute Gleit- und Hafteigenschaften
- Kaum Stollenbildung
- Bleiben selbst bei extremer Kälte weich und geschmeidig
Nachteile:
- Höherer Verschleiß, deshalb weniger haltbar (besonders auf harten Pisten)
- Verhältnismäßig teuer

Synthetik:
Diese Felle sind aus reinem Nylon. Sie sind somit verhältnismäßig günstig in der Herstellung und besonders haltbar. Sie haben ebenfalls sehr gute Hafteigenschaften, ziehen jedoch trotz Imprägnierung recht schnell Feuchtigkeit und es kommt schneller zu Stollenbildung.
Vorteile:
- Sehr robust und langlebig
- Optimal bei harten und eisigen Bedingungen
- Günstiger
Nachteile:
- Weniger geschmeidig und flexibel bei kalten Temperaturen
- Schlechtere Gleit- und Bremseigenschaften
- Schnellere Stollenbildung da weniger Wasserabweisend

Mischvarianten
Mix Felle bestehen in etwa zu 65 Prozent aus Mohair und zu 35 Prozent aus Nylon. Es überwiegen somit die wesentlichen Vorteile der Angoraziegen Haare, jedoch werden sie deutlich langlebiger durch den Synthetik Anteil.

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Die Klebefläche

Des Weiteren gibt es bei den Steigfellen einen Unterschied bei der Klebefläche. Jener Seite also, die für die Verbindung mit dem Ski sorgt. Hier gibt es 3 verschiedene Arten:

Klebefell
Der Klassiker unter den Fellen, seit Jahren ein bewährtes System. Mittels eines speziellen Klebers, der sich ohne Rückstände wieder abziehen lässt, wird das Fell auf den Belag geklebt. Vorteile: ein seit Jahren bewährtes System das funktioniert. Der Kleber kann erneuert werden. Nachteile: Bei tiefen Temperaturen lässt die Haftwirkung nach. Das Auseinanderziehen der Felle kann zum Kraftakt werden.

Adhäsionsfell
Anstelle von Kleber wird eine Silikonschicht verwendet. Die physikalische Grundlage bildet eine Molekularkraft, die dafür sorgt, dass diese Beschichtung auf glatten Oberflächen, wie die eines Skibelages haften bleibt.
Vorteile: Angenehme Anwendung. Die Klebefläche kann ganz leicht von Schmutz befreit werden. Felle können ohne Bedenken zusammengeklebt und später leicht wieder auseinandergezogen werden.
Nachteile: Schlechte Haftung, wenn der Belag feucht oder nass ist (zum Beispiel beim erneuten auffellen am selben Tag), das System ist noch relativ neu und noch nicht zu 100 Prozent ausgereift. So kommt es mitunter immer wieder zu Situationen, wo die Haftfähigkeit plötzlich nicht mehr gegeben ist. Das kann ein bestimmtes Wachs am Belag sein oder extrem niedrige Temperaturen. Zudem sind sie teurer als die klassischen Klebefelle.

Hybridfell
Ein Hybridfell vereint zwei unterschiedliche Kleberarten um die Vorteile der Adhäsionsfelle mit jenen der klassischen Klebefell zu vereinen.

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Anpassung auf den Ski

Aufstiegsfelle sollten so zugeschnitten werden, dass sie den gesamten Belag bedecken, jedoch die kanten komplett frei lassen. Würden auch die kanten zugeklebt, hätten die Skier bei steilen Querungen keinen Halt mehr und würden ständig wegrutschen. Gleiches gilt, wenn zu viel Freiraum neben den kanten gelassen wird. Dann liegt bei einer Querung kaum noch Fell auf dem Schnee auf und der Tourengeher wird ständig nach hinten wegrutschen. Bei den Spannvorrichtungen vorne an der Skispitze sowie hinten am Skiende gibt es von Herstellern speziell für die Skier der eigenen Marke entwickelte Systeme. Hier ist nicht jedes Fell mit jedem Ski kompatibel. Es gibt jedoch Zuschnittfelle, die ganz einfache Systeme verwenden, die eigentlich mit jedem Ski kompatibel sind – und die meistens auch am besten funktionieren.

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Wartung von Steigfellen

Wer etwas Acht auf seine Aufstiegsfelle gibt, wir etwas länger etwas davon haben. Verschmutzungen an den Klebeflächen lassen sich nicht mehr so einfach reinigen (außer bei Adhäsionsfellen), jedoch bieten die Hersteller Spezialkleber an, um diesen zu erneuern. Beginnt ein Fell vermehrt zu Stollen, ist es sinnvoll, die Imprägnierung zu erneuern. Dafür gibt es eigene Imprägnier Sprays. Damit Felle den Sommer gut überstehen, sollten sie auf eine Zwischenfolie geklebt und im Aufbewahrungsbeutel trocken und sauber gelagert werden.

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Aufstiegsfelle werden in aufwändigen Produktionsverfahren hergestellt. Mehrere Hersteller haben sich auf diesen Markt spezialisiert und dementsprechend hochwertig sind die Produkte, die in den Ladenzeilen zu finden sind. Beim Kauf wird man sich über die doch recht ordentlichen Preise zunächst wundern, bedenkt man jedoch, wie aufwändig die Produktion ist und wie viel Entwicklung in einem perfekt funktionierenden Produkt steckt, ist dieser Preis sicherlich gerechtfertigt.

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Brunner Andreas - Südtirolalpin

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